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Die Macht des Timings: Wie Sie Ihr FX-Hedging mit bedingten Orders optimieren
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Entdecken Sie von unseren Devisenexperten wichtige Strategien zur Währungsabsicherung und Best Practices für das Währungsmanagement.

Die Macht des Timings: Wie Sie Ihr FX-Hedging mit bedingten Orders optimieren

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Agustin Mackinlay
INDEX

In den bisherigen Beiträgen unserer Blogreihe zur Budgetabsicherung haben wir vor allem die Preisparamter erläutert, die bei der Auswahl eines geeigneten Programms zur Währungsabsicherung maßgeblich sind. Außerdem haben wir die häufigsten Fehler beleuchtet, die Treasury-Teams bei der Absicherung von Budgetkursen begehen.

In diesem dritten Beitrag richten wir den Fokus auf bewährte Vorgehensweisen im Währungsrisikomanagement und legen den Fokus insbesondere auf drei zentrale Themen:

(a) Kombinationen von Absicherungsprogrammen - Die Kombination aus statischem Hedging und Mikro-Hedging-Programmen ist das wirksamste Instrument zur Absicherung von Budgetkursen.

(b) Laufende Anpassung der Währungsrisiken - Treasury-Teams können ihre Währungsrisiken heute in Echtzeit anpassen und somit ihre offenen Positionen laufend an den tatsächlichen Geschäftsverlauf angleichen.

(c) Die Macht der Verzögerung - Der Einsatz bedingter Orders (Conditional Orders) zur zeitlich verzögerten Ausführung von Absicherungen bringt zahlreiche finanzielle und operative Vorteile.

Kombinationen von Absicherungsprogrammen

Um herauszufinden, welche Kombination von Absicherungsprogrammen Ihr Unternehmensbudget am besten vor Währungsrisiken schützt, empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen: Wir starten folglich mit einem einfachen Absicherungsprogramm und bauen es nach und nach mit weiteren Elementen aus.

Große Anfangsabsicherung - erhebliche Nachteile

Der einfachste Ansatz für eine Währungsabsicherung besteht darin, gleich zu Beginn der Planungsperiode eine vollständige Absicherung vorzunehmen. Dabei sichert das Finanzteam den gesamten Betrag der prognostizierten Exposition ab. 

Wie im vorangegangenen Beitrag beschrieben, sollte bei der Preisgestaltung jedoch ein Sicherheitsaufschlag eingeplant werden - also ein leicht ungünstigerer Wechselkurs, um einen realistischen Puffer zwischen Kalkulations- und Absicherungskurs zu schaffen. Dank dieses Aufschlags liegt der Absicherungskurs über dem Preisstellungskurs. Dieses einfache und weit verbreitete Vorgehen hat jedoch zwei gravierende Nachteile:

(a) Es setzt extrem genaue Cashflow-Prognosen voraus – eine unrealistische Annahme.

(b) Es ist nicht gut geeignet für Situationen mit ungünstigen Terminkursen (Forward-Punkten).

Einsatz bedingter Orders: Laufende Anpassung der Währungspositionen

Um die genannten Nachteile zu umgehen, werden bedingte Stop-Loss- (SL) und Take-Profit- (TP) Orders eingesetzt. Während Stop-Loss-Orders einen Worst-Case-Wechselkurs absichern, der für die Preisgestaltung verwendet wird, ermöglichen Take-Profit-Orders dem Finanzteam, von günstigen Kursbewegungen auf den Devisenmärkten zu profitieren.

Die folgende Abbildung zeigt die Vorteile bedingter Orders: Sobald ein Take-Profit-Level erreicht wird (grün gestrichelte Linie), wird ein Teil der prognostizierten Exposition automatisch abgesichert. Die Höhe dieses Anteils wird vom Treasury-Team festgelegt - unter Berücksichtigung der eigenen Risikotoleranz, der Genauigkeit der Prognosen und der Situation des Unternehmens in Bezug auf Forward-Punkte.

Dabei tritt ein sogenannter „Nowcasting“-Effekt auf: Das Programm passt die verbleibende Exposition automatisch an, sobald Absicherungsgeschäfte ausgeführt werden. Mit voranschreitender Zeit reduzieren sich nicht nur die Kosten der Absicherung bei ungünstigen Forward-Punkten, sondern es entsteht auch größere Flexibilität, um prognostizierte Einnahmen und Ausgaben feinjustieren zu können.

Diese Flexibilität ist für das Finanzteam besonders wertvoll, da die Genauigkeit der Prognosen vor allem in der zweiten Hälfte eines Budgetzeitraums entscheidend ist, wenn die Sichtbarkeit in Bezug auf künftige Zahlungsströme relativ eingeschränkt ist.

Kombinationen von Programmen: Präzision erhöhen

Ein noch robusterer Ansatz kombiniert das zuvor beschriebene statische FX-Absicherungsprogramm mit Mikro-Hedging für eingehende feste Verkaufs- oder Einkaufsaufträge. Mit dieser Kombination erreicht das Finanzteam eine äußerst hohe Präzision bei der Währungsabsicherung.

Die Ursache dieser Präzision ist leicht zu erklären: Absicherungen erfolgen nicht nur auf Basis prognostizierter Expositionen, sondern auch auf festen Verkaufs- oder Einkaufsaufträgen – einer Art von Exposition, deren Risiko deutlich sicherer eingeschätzt werden kann. Um zu sehen, wie dieses Setup in der Praxis funktioniert, betrachten wir die untenstehende Abbildung, in der eine hypothetische Kombination von Programmen veranschaulicht wird.

In der Praxis funktioniert das so: Zunächst werden eingehende feste Aufträge abgesichert, unabhängig von der Anzahl oder Größe der einzelnen Positionen. Sobald ein Take-Profit-Level für 50 % der prognostizierten Exposition erreicht wird (grün gestrichelte Linie), erfolgt eine größere Absicherung. Feste Aufträge werden weiterhin automatisch verfolgt, aber zunächst nicht abgesichert, während sie sich ansammeln.

Die Exposition wird während des gesamten Prozesses aktiv gesteuert. Sobald die angesammelten Aufträge das ursprünglich mit den SL/TP-Orders festgelegte Absicherungsverhältnis überschreiten, werden sie erneut abgesichert. Werden Stop-Loss-Orders ausgelöst, wie in unserem Beispiel durch die rote gestrichelte Linie in der Mitte der Abbildung gezeigt, kehrt das Programm wieder zur reinen Verfolgung der festen Aufträge zurück, da die prognostizierte Exposition zu diesem Zeitpunkt bereits geschützt ist.

Damit ist es jedoch nicht vorbei: In unserem Beispiel übersteigen die angesammelten festen Aufträge schließlich die gesamte budgetierte Exposition, da die realisierten Einnahmen/Ausgaben die Budgetannahmen übertreffen. Ein Risiko der Unterabsicherung besteht jedoch nicht, da das Programm erneut – und automatisch – zur Absicherung dieser Positionen zurückkehrt.

So stellt das Treasury-Team sicher, dass es weder unter- noch übersichert ist, während der Kampagnen- bzw. Budgetkurs systematisch geschützt bleibt. Gleichzeitig können die Vorteile der verzögerten Ausführung von Absicherungen genutzt werden.

Die Macht der Verzögerung

Da der Kampagnen- bzw. Budgetkurs systematisch geschützt ist, ermöglicht der Einsatz bedingter Orders in Kombination mit dem anfänglichen Sicherheitsaufschlag dem Finanzteam, von einer verzögerten Ausführung der Absicherung zu profitieren. Zu den Vorteilen zählen:

  • Flexibilität: Der Zeitverlauf verschafft dem Treasury-Team mehr Spielraum, um Forecasts anzupassen und zu aktualisieren.
  • Optimierung der Forward-Punkte: Bei ungünstigen Forward-Punkten sinken die Absicherungskosten.
  • Netting-Möglichkeiten: Durch das Aufdecken von Netting-Potenzialen können weitere Kosten eingespart werden.
  • Collateral-Management: Es ist weniger notwendig, sofort Liquidität für Sicherheiten bereitzustellen.
  • Profitieren von günstigen Marktbedingungen: Bewegen sich die FX-Märkte vorteilhaft, können bessere Absicherungskurse gesichert werden.

Fallstudie: Italienisches petrochemisches Unternehmen mit USD-Exposition

Ein italienisches petrochemisches Unternehmen, das seine Preise zu Beginn jedes Jahresbudgets festlegt, hat auf der Vertragsseite eine USD-Exposition. Wir haben ein statisches Absicherungsprogramm in Kombination mit einem Mikro-Hedging-Programm für feste Aufträge (firm commitments) vorgeschlagen.

Da das Unternehmen seine Preise zu Beginn des Budgetzeitraums festlegt, wird ein Aufschlag bestimmt, um auf einen Worst-Case-Szenario-Wechselkurs (WCS) zu kommen. Zum Beispiel: Liegt der Spot-EUR-USD-Kurs bei 1,1000 und der Aufschlag bei 2,75 %, werden bedingte Stop-Loss-(SL)-Orders auf drei Stufen vom Spot-Referenzkurs aus gesetzt: 1,75 %, 2,75 % und 3,75 %.

Der Durchschnitt der SL-Orders entspricht somit dem WCS-Kurs von 1,06975, der abgesichert werden soll. Zusätzlich wird ein Mikro-Hedging-Programm für USD-denominierte Einkaufsaufträge implementiert, wobei die Absicherungen auf Basis fester Verpflichtungen ausgeführt werden. Während jedes Zeitraums des Backtests (2019–2023) wurde der Budgetkurs übertroffen.

Dies liegt daran, dass feste Verpflichtungen zu einem Kurs abgesichert werden, der definitionsgemäß besser ist als die SL-Orders. Die Überperformance erreichte 2021 11,82 %, was bei einer jährlichen Exposition von 260 Mio. € einen Gewinn von 1,98 € pro Euro im Vergleich zum Budgetkurs erzeugte. Die geringste Überperformance (0,87 %) trat 2022 auf, da im zweiten Halbjahr Stop-Loss-Orders ausgelöst wurden.

Während das Mikro-Hedging-Programm ausgeführt wird, wird die verbleibende Exposition automatisch angepasst, wodurch die Bedenken des Finanzteams hinsichtlich der Genauigkeit der Prognosen verringert werden.

Agustin Mackinlay
Agustin Mackinlay ist Fachautor für Finanzen bei Kantox. Zuvor war er in einer Investmentbank tätig, die auf Schwellenmärkte spezialisiert ist. Darüber hinaus lehrt er Finanzseminare an der LaSalle-Universität sowie an der EAE Business School in Barcelona. Er hat Abschlüsse von der Universität Amsterdam und vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel.
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